Im Januar 2024 besuchten wir in den Promenaden des Hauptbahnhofes und auf dem Vorplatz eine Ausstellung. Der italienische Fotograf Luigi Toscano hat seit 2014 über 400 Überlebende der NS-Verfolgung in aller Welt interviewt und porträtiert.
Nun war seine Ausstellung mit großformatigen Porträts und kurzen Biografien in Leipzig zu sehen. Diese vermittelten einen Eindruck, welche furchtbaren Schicksale unbescholtene Bürger plötzlich erleben mussten und wie sie in ihrem weiteren Leben mit diesen Folgen und Traumata umgingen. Oftmals waren sie die einzigen Überlebenden ihrer Familien, hatten häufig Schuldgefühle, warum sie und nicht ihre Eltern oder andere Verwandte überlebt hatten. Manche haben erstmals in ihrem Leben während dieser Interviews überhaupt über das Erlebte reden können. Mit jedem weiteren Porträt wurde uns wieder einmal deutlich, dass es sich nicht um schlimme Einzelschicksale handelte, sondern ein perfides System dahintersteckte. Die letzte Gruppe der Dargestellten waren Leipziger.
Und damit wurde es für uns ganz persönlich, konkret und erschütternd. Verbunden mit uns vertrauten Orten und Stellen in Leipzig waren es deren Kindheits-, Lern- oder Arbeitsorte, Plätze des Versteckens, der Verhaftung und Deportation, was uns diese Schicksale sehr persönlich gemacht hat. Dass einige Plakate zerstört oder beschmiert waren, hat uns angesichts der Verächtlichmachung und der Herabwürdigung dieser Menschen sprachlos und wütend gemacht.
Aber wir haben uns auch bei einer Leipzigerin daran erinnert, von ihrem Schicksal schon einmal gehört zu haben – Eva Maria Hillmann. Sie hat überlebt, weil sie als Kind von einem Marienbrunner Ehepaar im Rotkäppchenweg versteckt wurde. Darüber wurde in der LVZ berichtet (an dem Wohnhaus wurde eine Gedenktafel angebracht) und auch darüber, wie sie mit ihrem Schicksal umging und wie sie, als eine der immer weniger werdenden Überlebenden, Kindern und Jugendlichen weiter darüber berichtet.
Über Eva Maria Hillmann berichtete die Leipziger Volkszeitung in folgenden Artikeln:
- „Wehret den Anfängen? Wir stecken doch schon mittendrin“,
Leipziger Volkszeitung (LVZ), 04.02.2024, Antonie Rietzschel
Link zur Homepage der LVZ - „Zeitzeugengespräch im Erich-Zeigner-Haus“,
Leipziger Volkszeitung (LVZ), 17.07.2015, Angelika Raulin
Link zur Homepage der LVZ