Die Jahre nach dem 1. Weltkrieg und die Inflation führten zu einer hohen Zahl von Wohnungssuchenden und Arbeitslosen. 1926 waren dies bei knapp 40.000 Einwohnern ca. 3.000 Wohnungssuchende, für die die Stadt jedoch keine Investmittel hatte. Das war die Gelegenheit für Baugenossenschaften Wohnungsvorhaben zu realisieren.
Um kein Stilchaos entstehen zu lassen, wurde 1923 eine Ortsgesetz beschlossen und beim städtischen Bauamt ein künstlerischer Beirat gebildet. Dies mündete 1925 in einen Hauptbebauungs- und Flächenaufteilungsplan. Die Gothaer Baugenossenschaft für Beamte und Arbeiter der Eisenbahnverwaltung e.G.m.b.H. kaufte 1926 das 7,2 ha große Gelände und Dank eines öffentlichen „Winter-Notstands-Programmes“ wurde Dezember 1926 ein vorfristiger Baubeginn unter Voraussetzung städtischer Förderung beschlossen (geplante Bauzeit April bis Dezember 1927. Bei geplanten Kosten von 2,8 Mio. RM (tatsächlich dann 3,5 Mio.) betrug die städtische Verpflichtung 0,6 Mio. RM. Da das Winter-Notstands-Programm gleichzeitig deutschlandweit lief, gab es erhebliche Materialprobleme, so dass Bauende erst 1929 war.
Eine an die jetzige Siedlung angrenze Fläche im Süden war im Bebauungsplan noch mit 24 Reihenhäusern enthalten, wurde aber nicht mehr ausgeführt, sondern beinhaltet Kleingartenflächen für die Anwohner. Letztendlich wurden somit 217 Wohnungen in Mehrfamilien- und Reihenhäusern mit einer Gesamtwohnfläche von knapp 15.850 m² ausgeführt (später wurden einige Häuser weiter aufgeteilt, so dass derzeit 269 Wohnungen in 95 Häusern bestehen).
An der Siedlung waren drei Architekten beteiligt: die Gothaer Richard Neuland und Bruno Tamme, die beide schon nach dem 1. Weltkrieg Wohnbauten in Gotha errichtet hatten und der Weimarer Regierungsbaumeister Pfitzmann. Sie schufen ein ganzheitliches Ensemble, welches als Musterbeispiel für die Umsetzung des Gartenstadtgedankens gilt. Die Siedlung, wie auch bei uns mit je einem Mietergarten, wurde deshalb 1995 in das Thüringer Denkmalbuch aufgenommen und von der Stadt Gotha zum Sanierungsgebiet erklärt. Seit 1996 erfolgt in 11 Bauabschnitten bis 2020 die Sanierung (Gesamtkosten ca. 13 Mio. EUR, unterstützt durch Städtebaufördermittel).