von Renate Houghton-Lutze, geb. Hollack
Natürlich war Kurt Hollack kein Bürgermeister im eigentlichen Sinne, doch wurde er von den Marienbrunnern gerne als solcher bezeichnet. Sogar als König von Marienbrunn wurde er betitelt, wie ich von einer älteren Dame, ehemals aus dem Denkmalsblick 8, erst kürzlich erfuhr.
Geboren 1907 in Russland, aufgewachsen in Dresden und Leipzig. In den 30-er Jahren Rechts- und Prozessvertreter in Bad Sachsa. 1936-1960 Geschäftsführer der Gartenvorstadt Leipzig-Marienbrunn.
Während seiner 24-jährigen Tätigkeit als Geschäftsführer, also in Zeiten, in denen mit äußerst knappen Ressourcen und unter widrigen politischen Verhältnissen, verwaltet werden musste, tat er dies mit Herz und Verstand. Einer jungen Mutter, deren Mann plötzlich verstarb und die nun mittellos geworden war, bot K. H. kurzerhand eine Stelle in seinem Büro an (ja, so etwas war damals noch möglich!). In der Verwaltung herrschte lebhafter Publikumsverkehr, denn jeder Mieter kam damals persönlich, um die monatliche Miete in bar zu zahlen, was in einem Mietbüchlein quittiert wurde. Neben der reinen Verwaltungsarbeit musste er sich um Reparaturen und Baumaßnahmen kümmern und um das Herbeischaffen von Baumaterial. Letzteres tat er mit dem alten Opel von 1936, der nach dem Krieg zu einem Pritschenwagen umgebaut worden war. Die bei er Gartenvorstadt angestellten Handwerker wie Maurer, Maler, Schreiner, Installateure, um nur einige zu nennen, waren allesamt im nahe gelegenen Garagenhof (neben Kurtl Krauses Obst- und Gemüsehandel) untergebracht. So leitete Kurt Hollack den Erhalt der Gartenvorstadt Leipzig-Marienbrunn mit Erfolg.
Zweifellos haben die Bewohner dieser besonderen städtebaulichen Einheit durch ihren Fleiß und eine geschickte Einstellung zu diesem Erfolg beigetragen.
Dass Kurt Hollack trotz seiner erworbenen Autorität auch ein Herz für die marienbrunner Kinder hatte, zeigte sich, wenn ein Steppke ihn fragte:“ Herr Hollack, nimmst du mich mit?“ und ihn dann mit dem Auto von der Verwaltung bis zum Garagenhof mitnahm.
Kurt Hollack verließ mit seiner Familie die DDR. Sein Dienstauto ließ er in Potsdam stehen. In gleicher Funktion war er noch 12 Jahre in Eschweiler bei Aachen tätig.
Er starb 1973 mit 65 Jahren an einem Herzinfarkt.
Wenn er heute Marienbrunn sehen könnte, hätte er bestimmt seine Freude daran.