Pfarrer Erich Kröning wurde am 6. Oktober 1897 in Bitterfeld geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums, welches er mit dem Kriegsreifezeugnis beendete, trat er als Freiwilliger ins 2. königlich-sächsische Grenadierregiment Nr. 101 ein und nahm ab 1916 an den Feldzügen in Frankreich, Russland und Serbien teil. Ab 1919 widmete er sich wieder seinen theologischen Studien in Leipzig und Tübingen. Nach Abschluss seines Studiums war er u. a. als kaufmännischer Hilfsarbeiter an einer Leipziger Bank tätig. Um endlich kirchlich tätig werden zu können, wurde er 1923 als Lehrkandidat an der Versöhnungskirche in Leipzig-Gohlis angenommen. Im Mai 1923 wurde er als Hilfsgeistlicher nach Leipzig-Connewitz versetzt. Seine Ordination erfolgte am 6. Januar 1924. Am 13. April 1925 fand seine Einführung als 3. Pfarrer der Gemeinde Connewitz statt. Als der Gemeindeteil Leipzig-Marienbrunn zum selbstständigen Gemeindebezirk erhoben wurde, begann er am 16. April 1933 seine Tätigkeit dort. Als Schiffsgeistlicher auf der Nordmeerfahrt betreute er im Jahr 1931 deutsche Akademiker. In den Jahren 1937-1943 war als Kurprediger in Bad Hall, in St. Gilgen und in Wölfelsgrund tätig.
Am 1.4.1933 wird Herr Pf. Kröning als Seelsorger für Marienbrunn bestellt, der er bis zu seiner Emeritierung der Gemeinde diente mit kurzer Unterbrechung zu Anfang des Krieges. Am 16.4.1933 hält er seine Antrittspredigt. Erst am 11.11.1933 kann er mit seiner Familie im Lerchenrain einziehen.
Pfarrer Krönings Tätigkeit in unserer Gemeinde fiel in eine für die Kirche insgesamt, aber auch für die einzelnen Gemeinden schwierige Zeit. Schon bald nach 1933 wurde klar, dass die Nationalsozialisten eine kirchenfeindliche Politik betrieben. Dabei kam es auch innerhalb der Kirche zu Auseinandersetzungen zwischen den sog. »Deutschen Christen«, die mit den Nationalsozialisten sympathisierten, und der »Bekennenden Kirche«, zu der auch Pfarrer Kröning gehörte.
Man gewinnt den Eindruck, als haben die Missstimmungen im Laufe des Jahres 1932 zugenommen. Die Gründe für die »Umordnung« der Connewitzer Pfarrer Anfang 1933 sind sicher vielschichtig und mir nicht alle bekannt. Ab Anfang 1933 ist Pfarrer Paul jedenfalls offiziell nicht mehr für Marienbrunn zuständig, sondern Pfarrer Kröning. April 1933 war er der erste ständige Pfarrer in Marienbrunn. Zeitgleich wurden die Bemühungen um einen Kirchbau fortgesetzt. Das Grundstücksamt der Stadt Leipzig schlug auf die Bitte der Kirchgemeinde 1930 zuerst einen Bauplatz am (verlängerten) Rapunzelweg hin zum Rübezahlweg, dann an der Ostseite der Märchenwiese (Standort der heutigen Grundschule) vor. Die Verhandlungen führten aber zu keiner Einigung.
Der Wachstumsprozess des Gemeinwesens und damit auch der Kirchgemeinde ging weiter. In der eben beschriebenen Bauphase war Herr Pfarrer Zeuschner aus Connewitz für Marienbrunn von Bedeutung. Seit 1929 gab es Bemühungen, Marienbrunn als eigenen Pfarrbezirk oder gar als selbstständige Gemeinde »auszupfarren«. Dem wurde zunächst durch die Umsetzung des Neunbaus damit hinfällig geworden, denn es folgten schwere Zeiten, für die Kirche auch kirchenfeindliche Zeiten.
1932 mietete der Kirchenvorstand Connewitz ein Haus im Lerchenrain, in das der nun für Marienbrunn beauftragte Pfarrer Erich Kröning einzog.
Durch den zweiten Angriff am 20. Februar wurden auch noch die Rahmen dieser großen Fenster zerrissen, so dass nunmehr das aufgespeicherte Mobiliar der Ausgebombten gefährdet war durch Regen bzw. Schnee. Die Luftschutzleitung von Marienbrunn wurde davon sofort unterrichtet, die dann bald veranlasste, dass das Mobiliar anderorts untergebracht wurde. Dem Luftschutz-Baubureau am Lerchenrain 13 (Herr Baumeister Busse, Vorsitzender) wurde schriftlich und mündlich mitgeteilt, welche Schäden das Kirchgemeindehaus erlitten. Bald waren Handwerker (Dachdecker, Glaser, Tischler) dabei, diese Arbeit auf schnellstem Wege zu erledigen. So war es möglich, dass am 26. März 44 wieder Gottesdienst im großen Kirchensaal stattfinden konnte. Herr Pfarrer Kröning hielt die von Herzen kommende und zu Herzen gehende Dankpredigt.
Nach der Kriegszeit und nach Gründung der DDR galt die Kirche als ein Relikt der Vergangenheit, dessen baldiges Absterben erhofft wurde. Es kam zu vielerlei Beschränkungen der Gemeindearbeit, zu Diskriminierungen und Maßnahmen gegen die kirchliche Jugendarbeit und zu harten Auseinandersetzungen um »Jugendweihe und Konfirmation«. Trotzdem lebte die Gemeinde, auch in Marienbrunn. In verschiedenen Gruppen und Kreisen trafen sich regelmäßig Kinder, Jugendliche, Mütter, Frauen, Männer und Senioren im Gemeindehaus. Pfarrer Kröning verstand es, in der Gemeinde Begabungen zu entdecken und Gemeindeglieder zu motivieren, so dass die meisten dieser Gemeindekreise ehrenamtlich von Gemeindegliedern geleitet wurden. Ende der vierziger und Anfang der fünfziger Jahre war die »Junge Gemeinde« eine besonders aktive und geistig lebendige Gruppe innerhalb der Kirchgemeinde. Neben Bibelarbeit gab es Wanderungen und Fahrten nach Sehlis und samstags eine selbstgestaltete Wochenschlussandacht. Aus dieser Gruppe sind einige Theologiestudenten und spätere Pfarrer hervorgegangen.
In Pfarrer Krönings Zeit wurde auch unser Gottesdienstraum, der Kirchsaal, würdiger gestaltet. Er enthält keine kostbaren Kunstwerke, aber doch einiges Beachtenswertes wie das silberne Altarkreuz. Auch wurde eine kleine Apsis angebaut mit einem farbigen Glasfenster, das den ganzen Raum prägt. Nach einem Entwurf der Künstlerin Paula Jordan ist auf diesem Fenster die Legende vom Heiligen Christophorus dargestellt, der das Christuskind durchs Wasser trägt. Das gleiche Motiv trägt das Dienstsiegel der Kirchgemeinde. Und gegen Ende der Amtszeit von Pfarrer Kröning konnte das Harmonium durch eine schöne kleine Orgel der bekannten Orgelbaufirma Schuke ersetzt werden.
Im Herbst 1966 wurde Pfarrer Kröning nach dreieinhalb Jahrzehnten Tätigkeit in Marienbrunn in den Ruhestand verabschiedet.