von Anna Turre
Marienbrunner nennen die oberen Einfamilienhäuser An der Tabaksmühle „Intelligenzhäuser“. Diese 1950 gebauten Häuser sind in der Tat von der damaligen Wohnungsverwaltung so bezeichnet worden. Sie wurden für Persönlichkeiten reserviert, die der Staat hier im Lande halten wollte, weil sie für die Hochschulen von Bedeutung waren. Zu ihnen gehörte auch Professor Dr.-Ing. Erhard Schlechte. Er war von 1956 bis 1976 Hochschullehrer für Stahlbau und Festigkeitslehre an der Hochschule für Bauwesen, die heute HTWK heißt. Wenn diese Hochschule in den nächsten Monaten Erhard Schlechte mit einem eigens von ihm angefertigten Porträt ehren will, ist dies ein Hinweis, dass seine fachliche Leistung als Forscher und Hochschullehrer sich bis heute hoher Wertschätzung erfreut. Professor Schlechte war schon ein anerkannter Fachmann, als er von Dresden hierher kam. Im dortigen bekannten Beyer-Büro war er erst Mitarbeiter und dann technischer Leiter. Wer über die Riesaer Eisenbahnbrücke fährt, weiß sicher nicht, dass sie seine Konstruktion ist ebenso Teile der nach ihrer Zerstörung wieder hergestellten Augustusbrücke in Dresden. An der hiesigen Hochschule hat er eine ganze Generation von Diplomingenieuren für das Bauwesen vorbereitet. 38 junge Leute, unter ihnen auch Inder und Ägypter, haben bei ihm promoviert. Von seinen Lehrbüchern, Monografien und Aufsätzen profitieren bis heute mit Konstruktion befasste Fachleute. Besondere auch internationale Beachtung fand er in seinen aktiven Zeiten als Sachverständiger für Tagebaugroßgeräte. Wann immer in den Tagebauen an den Förderbrücken Probleme auftraten, holte man seine Anweisungen ein. Professor Schlechte war aktives Mitglied der Evangelischen Methodistischen Kirche und hat viele Jahre deren Kirchenleitung in der DDR angehört. Seine christliche Einstellung und seine fachliche Kompetenz hat ihm Respekt bei vielen eingebracht, die ihm begegnet sind. Es gibt gute Gründe, sich in Marienbrunn seiner zu erinnern.