von Gabriele Werner
wurde am 29. Juni 1897 in Braunfels a. d. Lahn als Sohn eines Nervenarztes und einer Pianistin geboren. Zunächst erhielt er Klavier- und Violinunterricht. 1913 begann er ein Studium am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt/Main, Violine bei Adolf Rebner und Komposition bei Bernhard Sekles. Dort machte er unter anderem die Bekanntschaft mit Paul Hindemith.
In den Jahren 1916/18 musste er seine Studien vorübergehend unterbrechen, weil er zum Militärdienst einberufen wurde. 1920 konnte er sie jedoch erfolgreich abschließen. Ab 1921 war Gerster im Frankfurter Sinfonieorchester tätig. Erst als Konzertmeister, von 1923 bis 1927 als Solobratschist. Er wirkte auch in zwei verschiedenen Quartetten als Bratschist. In den 20er Jahren schloss sich Gerster der Arbeiterbewegung an und betreute Arbeitergesangvereine. Von 1927-1947 wirkte er an der Folkwangschule (Kunsthochschule im Ruhrgebiet, Essen) als Dozent für Violine, Viola, Kammermusik, Musiktheorie und Komposition. Während der NS-Zeit schwankte er zwischen Anpassung und Problemen mit dem Regime, für das er auch Kompositionen schrieb. („Weihespruch“, „Ihr sollt brennen“, „Deutsche Flieger voraus“) und mehr. 1941 wurde seine Oper „Die Hexen von Passau“ in Düsseldorf uraufgeführt und erlebte in weiteren deutschen Städten Aufführungen. Für diese Oper wurde er im gleichen Jahr mit dem Robert-Schumann-Preis der Stadt Düsseldorf ausgezeichnet. Später wurde sie von den Nazis verboten. Adolf Hitler nahm Ottmar Gerster in seine Begnadetenliste der in seinen Augen wichtigsten Komponisten auf, was ihn von jeglichem Fronteinsatz befreite.
Nach 1945 nahm er wieder Verbindung zu verschiedenen Arbeiterchören auf und wurde deren Leiter. 1947 nahm Ottmar Gerster eine Professur für Komposition an der Musikhochschule in Weimar an. Dort wirkte er bis 1951, seit 1948 als Direktor. 1951 wechselte er an die Hochschule für Musik in Leipzig, wo er bis zu einer Emeritierung 1962 blieb. Im selben Jahr zog er nach Marienbrunn an den Dohnaweg, Ecke Denkmalsblick. Dort wohnte er ungefähr 3 bis 4 Jahre. Von 1951-1960 war Gerster Vorsitzender des Komponistenverbandes der DDR. Er bekam1951 und 1967 den Nationalpreis der DDR und 1962 den Vaterländischen Verdienstorden der DDR. Ottmar Gerster war ein traditioneller Komponist, der sich in erweiterter Tonalität bewegte und der häufig Kirchentonarten einsetzte. Er fühlte sich immer dem Volkslied verbunden und benutzte sogar Volksweisen in seinen Werken. Manchmal neoklassizistisch war ihm aber auch großes Pathos nicht fremd. Seine besten Werke sind nach wie von bestechender Frische und daher einer Wiederentdeckung wert. Ottmar Gerster starb am 31. August 1969 in Borsdorf bei Leipzig und wurde auf dem Leipziger Südfriedhof beigesetzt.
Seine Hauptwerke
- Sinfonien: (Thüringische, Leipziger, Weimarer)
- Konzerte: (für Klavier, Violine, Violoncello, Horn)
- Opern: (Madame Liselotte, Enoch Arden, Die Hexen von Passau, Das verzauberte Ich, der fröhliche Sünder)
- Kammermusik: (Streichquartette und Sonaten)
- Vokalwerke: (politische Lieder für die NS-Zeit, sozialistische Lieder, Arbeiterlieder, Volkslieder, Chöre, Kunstlieder)
LiteraturRainer Malth: Ottmar Gerster: Leben und Werk, Edition Peters, Leipzig 1988 sowie Wikimedia.