von Doris Claus
Am 30. Juli 1929 wird Werner Tübke in Schönebeck an der Elbe geboren. Wahrend des Besuchs des Gymnasiums nimmt er Zeichenunterricht macht eine Lehre als Dekorationsmaler und besucht die Meisterschule des Deutschen Handwerks in Magdeburg. Im Frühherbst 1948 macht sich der neunzehnjährige Abiturient Tübke auf den Weg in die Messestadt Leipzig. Der Leipziger Maler Karl Wernicke, ein Kriegskamerad seines Vaters, hatte dazu geraten, sich bei Prof. Max Schwimmer vorzustellen. So belegt am 1.10.1949 Werner Tübke den Grundkurs an der Staatlichen Akademie für Grafik und Buchkunst. Seine erste Studentenbude findet er in der Gartenvorstadt Marienbrunn. Am Bogen 12. Aus verschiedenen Gründen fühlte er sich an der Staatlichen Akademie für Grafik und Buchkunst nicht mehr wohl und wechselt im April 1950 an die Ernst-Moritz-Arndt-Universität, um dort Kunsterziehung mit dem Wahlfach Psychologie zu studieren. 1952 beendete er sein Studium mit dem Staatsexamen. Werner Tübke entscheidet sich wieder für Leipzig als künstlerische Wahlheimat. Im Dezember 1952 bekommt das junge Ehepaar Werner und Anneliese Tübke die Zuweisung für 2 Mansardenzimmer in Marienbrunn im Rübezahlweg 10, im Einfamilienhaus meiner Eltern. Werner Tübke ist jetzt wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentralhaus für Volkskunst in Leipzig, so steht es auch im“ Hausbuch der DDR“. Seine Frau ist auch noch Studentin der Kunsterziehung. Ich war damals gerade zwölf Jahre alt und besuchte mit meinen Freundinnen Sigrid und Gudrun Brüne gerne und oft unsere Untermieter. Unter der Anleitung von Anne Tübke versuchten wir Kinder uns im Zeichnen von Porträts. Dabei hat uns Werner Tübke oft beobachtet und gezeichnet. Es gibt, wie ich erst viel später gesehen habe, auch von mir zwei Zeichnungen, die 1952 entstanden sind. Die Zeichnung DORIS 1952 befindet sich im Besitz des Lindenau-Museums in Altenburg und ist dort in der grafischen Abteilung zu sehen. Eine andere Zeichnung aus dem Jahre 1953 – JUNGES MÄDCHEN – hat die Katalog-Nr. Z29/53. Vielleicht war diese Zeit auch prägend für die damals elfjährige Gudrun Brüne. Sie ist heute eine anerkannte Malerin und lebt mit ihrem Mann, dem bekannten Maler Prof. Bernhard Heisig im Havelland. Als am 12. März 1954 die kleine Claudia Tübke geboren wird sucht sich die Familie eine größere Wohnung und zieht im August des gleichen Jahres in die Scharnhorststraße 2 in Leipzig. Seit 1954 arbeitet Tübke als freischaffender Maler und Grafiker in Leipzig. 1955-1957 ist er als Assistent und Oberassistent an der HGB tätig. 1964 arbeitet er als Dozent an der Hochschule für Grafik und Buchkunst und wird 1972 zum ordentlichen Professor ernannt. Er übernimmt den Lehrstuhl für Malerei an der Hochschule. 1973 ist er der Rektor der Hochschule. 1976 übernimmt er den Auftrag zum Panoramagemälde „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ 14 in x 23 m in Bad Frankenhausen. Dieses wird 1987 signiert und 1989 erfolgt die Eröffnung des Panoramamuseums. Werner Tübke erhält 1985 eine Gastprofessur in Salzburg. Er unternimmt Reisen nach Italien, Sizilien. Frankreich, Bulgarien, USA. Zwischen 1993 und 1996 arbeitet der Maler am Flügelaltar für die Kirchgemeinde Zellerfeld. Am 27.Mai 2004 stirbt Werner Tübke in Leipzig. Werner Tübke ist ein wichtiger Vertreter der Leipziger Schule und gilt als einer der bedeutendsten, aber auch umstrittensten Künstler des letzten Jahrhunderts. Er widmet sich in seinen Werken (Zeichnungen, Aquarellen, Gemälden) zeitgenössischen und historischen Themen. Zahlreiche Einzelausstellungen u.a. in Dresden, Leipzig, Mailand, Florenz, Rom, Berlin, Schwerin, Halle, Bremen, Hannover, Frankfurt/M., Paris, Stockholm, Wien, Chicago, Nürnberg, Kiel, Böblingen, Frankfurt. In Leipzig, in der Springerstraße 5, dem letzten Wohnsitz von Werner Tübke, ist in der 1. Etage des Hauses die Dauerausstellung der künftigen Tübke-Stiftung eingerichtet.